Dienstag, 7. Oktober 2014

Bitte wieder einschalten! - Die Piloten der Herbstseason 14/15



Es ist wieder soweit, die Herbstseason hat in den USA begonnen. Und wieder buhlen viele Serienprojekte um die Gunst der Zuschauer. Doch nicht nur in den USA erwarten viele die Neustarts sehnsüchtig, auch im Rest der Welt stellen sich Serienjunkies ihre Wecker. Wie bereits im letzten Eintrag angeschnitten, gibt es einige Superheldenadaptionen und Spin-Offs, doch auch Drama-Neustarts sowie Comedies feiern auf den fünf Networks Premiere.

Hier soll ein kurzer Abriss zu den bisher gelaufenen Piloten entstehen, der sich auf die jeweils erste Folge bezieht, egal ob zu diesem Zeitpunkt bereits eine oder mehrere andere Folgen gelaufen sind.


Angelehnt an den Filmtitel "Dead Poets Society" spielt die Serie zwar in einem Krankenhaus, legt den Fokus jedoch nicht auf die Ärzte und spektakuläre Fälle, sondern auf eine Gruppe teilweise extrem kranker Patienten auf der Pädiatriestation. Dabei habe ich die Serie ursprünglich gar nicht auf dem Schirm gehabt, war dann allerdings äußerst positiv überrascht. Einfühlsam wird jeder Charakter eingeführt und bisher sind die Sympathien recht hoch. Auch wenn das Krankenhaus eher utopischen Vorstellungen entspricht, gefällt mir der Ton der Serie und der Fokus auf die Charaktere und deren Ängste und Beziehungen. Schön wird gezeigt, wie die jungen Patienten durch die Auseinandersetzung mit ihrer Krankheit erstaunlich erwachsen sind. Die erwachsenen Charaktere wiederrum bleiben noch etwas farblos, Krankenschwester Jackson (Octavia Spencer, The Help) erhält dabei noch das tiefste Profil. Ihre strenge Art wird durch ihre Verbundenheit mit den Kindern gut gebrochen.

Dr. McAndrew (Dave Annable, Brothers & Sisters) wirkt dagegen noch profillos und der Hyper-Hypochonder, der dem Krankenhaus nach seinem Tod sein nicht unbeträchtliches Vermögen vermachen wird und daher auch dort wohnt (!), stellt für mich ein kleines Fragezeichen dar. Bleibt zu hoffen, dass FOX aufgrund der schlechten Quoten nicht zu schnell den Stecker zieht. Denn ich würde mich noch über ein paar mehr Folgen der Red Band Society freuen.

Gotham (FOX)

Von Fans herbeigesehnt, hinterlässt der Pilot bei mir gemischte Gefühle. Die Story von Jim Gordan (Ben McKenzie, The O.C.) ist mit weitgehend unbekannt, was auch von Vorteil sein kann, da die Überraschungen größer sind. Der Pilot hat mich soweit überzeugt, doch mir drängte sich ständig die Frage auf, wie es denn jetzt weitergeht. Denn eines schafft der Pilot meines Erachtens nicht: Er stellt nicht genügend dar, welche Struktur die Serie haben wird. Erleben wir Cases-of-the-Week oder eher fortlaufende Stories?

Das dunkle Setting und die Darstellung, was bei Polizei und Gesellschaft im Argen liegt, sowie die schauspielerische Leistung der Protagonisten überzeugten mich allerdings, was mich dazu bewegt, ein paar weitere Folgen zu schauen. Interesse wecken bei mir vor allem die angeteasten Schurken im Frühstadium. Wenn hier nichts überstürzt wird, könnte das alles sehr spannend werden.


Puh. Dieser Pilot ist schwierig. Der Genremix aus Crime-, Anwalts- und Dramaserie hatte mit dem Trailer hohe Erwartungen gesetzt. Diese wurden zwar soweit auch bestätigt, jedoch mit einigen anderen Entwicklungen gewürzt, die mir bisher etwas fragwürdig erscheinen.

Die Serie handelt von der brillanten Anwältin Annalise Keating (Viola Davis, The Help), die am College einen berühmten Kurs lehrt: Criminal Law 100, von ihr als "How to Get Away with Murder" bezeichnet. Jedes Jahr sucht sie sich ein paar besonders gute Studenten heraus, die ihr in ihrer Firma helfen sollen. Soweit, so gut. Gemixt wird der Pilot allerdings mit einigen Sequenzen, die drei Monate in der Zukunft spielen und zeigen, wie eben jene erwählten Studenten (vier an der Zahl) offensichtlich einen Mord begingen und jetzt versuchen, diesen zu vertuschen. Dazu kommt eine private Entwicklung der Protagonistin, die von meiner Ansicht nach untypischem Charakterverhalten begleitet wird.

Zu allem Überfluss bleiben die vier studentischen Hauptcharaktere allzu blass dargestellt, Sympathien wollen nicht so recht aufkommen. Wie bei Gotham ist auch hier der weitere Handlungsverlauf undurchsichtig. Procedural mit rotem Faden oder doch Drama mit einigen eingestreuten Fällen. Auch hier lautet die Entscheidung, erstmal weiter zu sehen. Vielleicht entwickelt sich die Serie ähnlich gut, wie Scandal und der Pilot fügt sich dann nahtlos ein.

Ein kleiner Serienjunky-gasm ereilte mich völlig unvorbereitet: Liza Weil, die schon in Scandal in der ersten Staffel mit an Bord war und vielen aus Gilmore Girls als nervige, aber doch liebenswerte Paris Geller bekannt ist, spielt einen der beiden Sidekicks von Mrs. Keating. Sehr zu meiner Freude.


Weitestgehend überzeugt hat mich die neue CBS-Serie Madam Secretary. Nach dem mysteriösen Tod des Außenministers, wird die Ex-CIA Agentin Elizabeth McCord (Téa Leoni), die jetzt am College lehrt und eine glückliche Ehe führt, vom Präsidenten persönlich als Nachfolgerin auserkoren. Sie nimmt den Job an und bekommt im Piloten sofort einiges zu tun. Zwar ist der Plot leider nicht besonders bissig oder von besonderer politischer Tragweite, doch das Ensemble um die neue Außenministerin verspricht, interessant zu werden. Ihr eloquenter Assistent Blake (der einzige in ihrem Stab, den sie selbst wählte) und auch ihr Rivale in Form des Stabschefs des Präsidenten Russell Jackson (Zeljko Ivanek) machen besonders Lust auf mehr. Nicht ganz so überzeugt bin ich von der angedeuteten "großen Verschwörung", die im Gange ist. Hier wurde, glaube ich, zu viel gewollt und zu sehr von Scandal abgekupfert.

Da der Fokus im Piloten sehr auf Leonis Charakter und dessen Einführung lag, lässt sich noch nicht wirklich viel sagen. Bis auf die angesprochenen beiden, hat es der Pilot auch hier nicht geschafft, die weiteren Charaktere ausreichend gut zu beleuchten. Gerade die Familie der neuen Außenministerin (inklusive Ehemann Henry, gespielt von Tim Daly)bleibt etwas zu sehr wie ein Fremdkörper und scheint noch keinen rechten Platz zu haben. Im Duo mit The Good Wife erweist sich die Serie allerdings als intelligent programmiert und könnte sich gern etwas von eben jener abgucken.

A to Z (NBC)

Boy meets Girl, Boy falls in love with Girl. Boy dates Girl for 8 months. Und dann? Vor diese und weitere Fragen stellt uns die neue Serie A to Z. Der Pilot leistet gute Arbeit, stellt die beiden Protagonisten als sympathische Menschen vor, die durchaus auch Chemie haben. Ihre Freunde bekommen auch schon etwas Arbeit und ein überraschendes Ende.

Diese Comedy ist keine Komödie im klassischen Sinne, laute Lacher gab es bei mir kaum. Aber ein wohlwollendes Schmunzeln ist manchmal auch besser als ein Kopfschütteln, wenn der Haudrauf-Humor so gar nicht funktionieren wollte. Und so zeigt der Pilot ein paar Einblicke vor allem in das Arbeitsleben von Andrew, der bei einer Online-Dating-Seite arbeitet. Der kleine Hinweis darauf, dass diese keineswegs daran interessiert sind, dass ihre Kunden die großen Liebe finden, weil sie ja dann keine Kunden mehr sind, war schon der erste Gag, der mir gefiel. Andrews Kumpel scheint mir noch etwas drüber, aber diesen Charakter gibt es heutzutage fast in jeder Serie. Zelda darf zumindest in Rückblenden zeigen, dass sie gern Anwältin ist, schließlich erledigt sie die pro-bono-Fälle ihrer Kanzlei. Die kleinen Widrigkeiten auf dem Weg zum ersten Kuss der beiden sieht man sich auch ganz gern an, was vor allem an den beiden tollen Hauptdarstellern liegt. Christin Milioti (Die Mutter aus HIMYM) und Ben Feldman (Mad Men) machen ihren Job super, sowohl allein als auch im Zusammenspiel tragen sie die Serie und geben ihre ihre süße Würze. Da bin ich gern noch eine Weile dabei. Schließlich will ich ja wissen, was nach den acht Monaten des datens passiert! (Nicht, dass Ms. Milioti schon wieder stirbt!)

Bad Judge (NBC)

Obwohl ich durchaus Sympathien für Kate Walsh habe, so fällt mir zu diesem Piloten wenig Gutes ein. Als völlig desaströse Richterin, die zu spät kommt, ihre Arbeit nicht richtig macht und dann auch noch einen Kater hat und damit nicht mal hinterm Berg hält, verwundert es mich, dass es zu dieser Serie kommen konnte - sprich: Dass diese Frau noch als Richterin arbeiten darf.

Rebecca Wright ist auch sonst etwas wrong im Kopf: Sie verurteilt Kleinkriminelle, so wie es sich gehört, lässt sich dann aber auf deren Kinder ein und hilft denen in ihrer Freizeit - und in der Arbeitszeit. Sehr zum Leidwesen ihres Vorgesetzten. Und besonders herzerwärmend ist ihr Sozialeinsatz ehrlich gesagt auch nicht. Die Nebenfiguren treten gar nicht weiter in Erscheinung. So sehr ich Ryan Hanson (Veronica Mars) auch liebe, so sehr passt er auch nicht in diese Umgebung. Dann schaue ich mir lieber seine Webseries "Play it Again, Dick" an. Dort kann man wenigstens lachen. Womit ich beim letzten Punkt angekommen bin: Trotz dieser Ansammlung von Quatsch, könnte es guter Humor schaffen, alles etwas zu überspielen oder ironisch zu gestalten. Wenn es hochkommt, gab es zwei Stellen zum Schmunzeln und keinen einzigen Lacher. Der Rest war Fremdscham.

Damit ist wohl mehr als deutlich, dass diese Serie für mich mit ihrem Piloten gestorben ist. Tut mir leid, Ms. Walsh, aber Trash schaue ich nur, wenn ich auch darüber lachen kann.


A to Z hui, Bad Judge pfui! Und dazwischen ist irgendwo Manhattan Love Story. Ein paar schöne Momente gepaart mit der netten Idee, die Gedanken der beiden Protagonisten als Voiceover zu platzieren machen die pro-Spalte aus. Diese nette Idee nur mittelmäßig umzusetzen und den Charakteren dadurch nicht gerade Sympathien zukommen zu lassen, stehen dagegen auf der kontra-Seite. JakeMcDorman spielt interessanterweise seine Rolle des Evan aus Greek um ein paar Jahre gealtert weiter. Denn auch Peter ist sehr von sich überzeugt und wirkt daher recht arrogant. Doch auch Dana (Analeigh Tipton) ist weit davon entfernt, Identifikation zuzulassen.

Das forcierte Date der beiden läuft daher erstaunlich gut - zumindest anfangs. Dann reihen sich komische Momente aneinander, gefolgt von einem peinlich Abtritt Danas. Hier wäre jeder Plot in Sex and the City oder auch HIMYM zu ende. Aber nein, die gemeinsamen Freunde forcieren die Paarung ein weiteres Mal. Und anstatt diese Gelegenheit Autoren-seitig zu nutzen um den Charakteren etwas Tiefe zu verleihen, fährt man auch die Zweite vor die Wand. Erst als Peter zur Vernunft gebracht wird, taucht er mit ernstem Willen bei Dana auf, um sich zu entschuldigen.

Warum die beiden satte drei Versuche mitmachen, bleibt ein Rätsel. Das Ende ist jedoch ganz niedlich und verleitet mich zu hoffen, dass eventuell noch mehr drin ist. Danas Nebenplot auf Arbeit stellt sich für mich als unlogisch und von ihrer Seite falsch behandelt dar. Aber gut, er wurde gebraucht um den Hauptplot aufzuwirbeln. Ein paar Folgen Gnadenfrist gewähre ich der Serie, vielleicht schafft sie es ja doch noch, mich zu überzeugen. Der Pilot hat es jedenfalls nicht geschafft.

Selfie (ABC)

Der Social-Media-Addict Eliza Dooley (Karen Gillan) wird auf einer Firmenreise auf verschiedenste Arten gedemütigt. Dadurch bemerkt sie, wie unangenehm es auf der Verliererseite der Social Networks aussieht und fühlt sich an ihre Highschoolzeit erinnert. Sie erfährt von Henry (John Cho), der für das Unternehmen in dem beide arbeiten ein re-branding für ein Produkt durchgeführt hat, und möchte, dass er das gleiche mit ihr tut.

Was zunächst etwas komisch anmutet, gewinnt durch viel Charme und Sympathie recht schnell an "like". Denn nicht nur Eliza hat ein mächtiges Problem (es dreht sich alles um sie und ihre Darstellung auf Facebook, Twitter und Instagram), sondern auch Henry scheint ein paar Baustellen zu haben. Und so begeben sich die beiden auf den für Eliza langen Weg zu Empathie und Altruismus. Begleitet werden sie dabei von ein paar noch nicht ganz so in Erscheinung getretenen Nebencharakteren. Einzig Charmonique durfte schon ein bisschen anbandeln und wirkt durchaus "likable". Dabei ist der Humor zuweilen etwas drüber (besonders in der Anfangssequenz im Flugzeug und den Kotztüten), kommt aber vor allem durch die Nutzung von Internetsprache, wie zum Beispiel Hashtag oder L-O-L, im normalen Sprachgebrauch zum Tragen. Tendenz: Wieder einschalten.

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